Bericht von Wolfi Kosiak

IRONMAN 2013 – Ein langer Tag


Sonntag 30.06 03:45 – Bin auch ohne Wecker hellwach. Habe trotz der ganzen Aufregung recht gut geschlafen. Vielleicht war‘ s wirklich das Bier das ich mir am Vorabend noch genehmigt habe.
04:00 – Im Bad alles erledigen ;-), danach frühstücken. Ich versuche so viel wie möglich rein zu bekommen. Danach nochmal überlegen ob ich am Vortag auch alles in die Bags verstaut habe – nein nichts vergessen, passt alles.
5:00 – Abfahrt Richtung Wörthersee. Wir können direkt vorm Strandbad parken. Perfekt, denn sollte ich danach wirklich Probleme habe, ist es nicht allzu weit bis zum Auto. Auch die erste Unterstützung für den Tag wartet schon - Karin. Jetzt geht’s zu dritt zur Wechselzone am UNI Parkplatz, Rad aufpumpen, Getränke und Gel’s verstauen, nochmals die Bag kontrollieren, den Weg zum Rad bzw. aus der Wechselzone anschauen und einprägen. Danach gehen wir wieder zurück zum Strandbad.
6:15 – Im Strandbad treffen wir Armin, Martin und Wolfi. Merke jetzt, dass ich doch etwas nervöser bin als gedacht und bin froh, dass ich Familie und Freunde um mich habe. Noch einige Fotos, danach langsam Neo anziehen. Aus einiger Entfernung bekomme ich mit, wie die ersten 400 Athleten um 06:45 starten. In wenigen Minuten ist es auch bei mir soweit, eine herzliche Verabschiedung und ich marschiere in den Vorstartbereich. Versuche nochmals den Tag bzw. meine eigenen Vorgaben im Kopf durch zugehen. Jetzt will ich nur mehr dass es endlich losgeht!!!
7:00 – Startschuss, die Masse setzt sich in Bewegung, versuche mich aus dem ärgsten Gedränge heraus zuhalten und schwimme ganz rechts weg. Komme schnell in einen guten Rhythmus und erreiche relativ schnell die erste Boje. Wenig später umschwimme ich die zweite Boje und bin schon wieder auf den Rückweg Richtung Lendkanal. Dort wird’s dann etwas enger und hektischer, spüre auch die eine oder andere Hand bzw. den einen oder anderen Fuß. Jetzt höre ich das erste Mal die Anfeuerungsrufe der Zuschauer und es kommt zusätzliche Motivation auf. Wenig später habe ich den Schwimmausstieg erreicht und denke – so, erste Disziplin erledigt.
08:16 – Ich laufe in Richtung Wechselzone und halte Ausschau, ob ich ein bekanntes Gesicht sehe. Und tatsächlich sie stehen alle an der Absperrung und feuern mich an, super bin voll motiviert. In der Wechselzone lasse ich mir Zeit um wirklich alles mitzunehmen und auf nichts zu vergessen. Schnappe mir mein Rad und laufe aus der Wechselzone raus. Jetzt schaue ich das erste Mal auf die Uhr, es ist 08:23, alles läuft perfekt nach Plan.
08:23 – Es geht die Süduferstraße Richtung Velden, versuche am Anfang nicht zu schnell zu fahren, und halte meinen vorgegeben Puls brav ein. Belastung und Tempo passen. Ich überhole einen nach dem anderen und habe die erste Runde in 2:42 absolviert. Habe mir in der zweiten Runde vorgenommen etwas Tempo heraus zunehmen, um für das Laufen gut gerüstet zu sein. Leider war mein Ernährungsplan, mich von Gel und Bananen zu ernähren, im Nachhinein gesehen falsch. Eigentlich habe ich schon in der zweiten Radrunde einen etwas flauen Magen bekommen, was ich aber immer wieder mit Gel und Bananen unterdrück habe.
13:53 – Vom Rad runter und in die Wechselzone. Schon nach den ersten Schritten merke ich, keinerlei Nachwehen von Radfahren – Hannes sei Dank. Beim Wechseln wieder mehr Zeit gelassen und darauf geachtet, dass ich nichts vergesse. Freude kommt auf, da ich beim Weglaufen sehe, dass eine 11er Zeit auch mit 4:00 Std. Laufzeit drinnen sein sollte. Aber wie sagt man so schön – Man soll sich nicht täuschen.
13:58 – Verlasse die Wechselzone Richtung Laufstrecke. Fühle mich super, will aber nicht zu viel Enthusiasmus aufkommen lassen. Am Anfang der Laufstrecke stand Wolfi, der mir noch ein paar Tipps mit auf den Weg gab. Habe bewusst immer wieder etwas Tempo heraus genommen, um am Anfang nicht zu schnell zu beginnen. Die ersten 10km vergingen wie im Flug und alles lief perfekt. Allerdings musste ich dann leidlich feststellen, dass ein Ironman eigene Gesetzte schreibt. Habe aus reiner Vorsicht bei KM10 ein Gel genommen, was dazu führte das innerhalb weniger Minuten mein Magen zu rebellieren begann. Musste unweigerlich Tempo heraus nehmen und sogar kurz stehen bleiben. Sofort der Gedanke, noch 32km, das schaff ich in diesem Zustand niemals. Bin dann doch ganz langsam weitergelaufen und wurde in Krumpendorf, Gott sei Dank von einem bekannten Gesicht (Nachbarin Ali) lauthals angefeuert. Das hat mich wieder so motiviert, dass die neue Devise lautete - ich muss es bis zu Andrea schaffen. Als ich bei Wolfi vorbei kam, bat ich ihn Andrea anzurufen. Sie sollte ein Elektrolytgetränk bereithalten. Andrea ist mir schon etwas entgegengelaufen und gab mir sofort das Getränk. Und tatsächlich nach ca. 5-10min. beruhigte sich der Magen etwas. Von nun an blieb ich bei jeder Labestation stehen und genehmigte mir Cola und Melone. Je mehr ich wieder in den Magen bekam, desto besser wurde es. Zu diesem Zeitpunkt war es für mich irrsinnig wichtig, dass so viele bekannte Gesichter an der Laufstrecke waren die mich anfeuerten und motivierten weiterzumachen. Nun war es wieder da, dieses positive Gefühl und ans Aufgeben verschwendete ich keinen Gedanken mehr. Bei KM 32-33 sah ich zu meinem Erstaunen, dass noch eine Gesamtzeit von unter 11Std. möglich war. Das hieß für mich jetzt - entweder oder. Nochmals einen Becher Cola und ab ging die Post. Ich wurde mit jeden KM etwas schneller und Familie, Freunde und Zuschauer feuerten mich derart an, dass ich regelrecht in Richtung Ziel gezogen wurde. Als ich in den Zielkanal einbog konnte ich es nicht glauben, auf der Anzeigetafel stand 10:56:45 und ich hatte noch 100m vor mir. Ich dacht mir nur, du hast es trotz aller Widrigkeiten noch unter 11Std. geschafft und das bei deinem ersten IRONMAN. Danke, danke an alle die mich in diesen schwierigen vier Laufstunden unterstützt haben. Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich nicht diesen legendären Satz gehört:

YOU ARE AN IRONMAN