Bericht vonThomas Koitz

Der 30. Juni „IRONMAN AUSTRIA 2013“, ein sehr wichtiger Tag in meinem Leben ist wieder vollbracht.

Anfangs, in der Wettkampfvorbereitung war meine Begeisterung und Motivation für diesen Wettkampf etwas gering. Um ehrlich zu sein, fast gar nicht da. Aber im Laufe der Zeit kam dieses Gefühl wieder zu mir zurück. Auf den Gedanken hin meine Zeit von 2011 mit 11:32 Std. zu unterbieten,

verfolgte mich im Laufe der Trainingsvorbereitungen eine Reihe von unglücklichen Ereignissen (Grippaler Infekt, Magen-Darm Virus, Verletzung der Handgelenke durch Sturz bei einem Lauf und bronchialer Infekt eine Woche vor dem Wettkampf selbst). Auch so manche Abende kamen nicht zu kurz J, aber der Spaßfaktor sollte auch nicht fehlen. Denn eines muss gesagt sein:“ Nur ein ausgeglichener Körper, ist ein gut funktionierender Körper." Ein markanter Abschnitt von meinem Training war der Vienna City Marathon, mit einer speziellen Vorbereitung durch meinen Freund Stefan J (8 Std. Schlaf in 2 Tagen vor dem Wettkampf) – das perfekte Carboloading! Der mentale Einbruch durch meinen bronchialen Infekt zerrte ganz schön an meiner Motivation. Ich stellte mir vor dem Wettkampf immer wieder dieselben Fragen:

- Wird der Infekt noch abklingen?
- Soll ich überhaupt starten, auch wenn der Arzt es mir abgeraten hat?
- Mein Körper ist geschwächt, kann er die Tortur des Wettkampfes überstehen?

Letztendlich hatte ich eine besondere Person in meiner Nähe, die mir sehr viel Kraft und Mut gegeben hat, um doch zur Entscheidung zu kommen: "Ich Starte und versuche das Beste daraus zu machen, auch wenn es keine persönliche Bestzeit wird und ich eventuell sogar aufgeben muss." Mein Arzt konnte mir (trotz mangelnder Begeisterung über meine Entscheidung) trotzdem zwei Tage vor dem Wettkampf noch ein paar kleine Tipps für eine schnellere Genesung geben z.B. Ruhe und Entspannung, Infrarotkabine, Tee, usw. Ruhe ist so kurz davor, mit dieser Anspannung leichter gesagt als getan. Ich konnte auch erkennen, dass das aufgeben in so einer Situation keine Schande ist, sondern im Sinne meiner Gesundheit, dies ebenfalls wahre härte zeigt.

Samstag – Ein Tag vor dem Wettkampf:

Es geht mir besser, ich habe die Tipps von meinem Hausarzt befolgt. Nach dem abgeben meiner Rennmaschine in der Wechselzone, ging es mit meinen Freunden und auch Mitstreitern des Wettkampfs (Christian, Charly, Walter, usw.) zur heißbegehrten Tramway, die auch in Trainingszeiten für einen guten Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts gesorgt hat. Am Abend dann die Sachen hergerichtet und ab ins Bett. Der Schlaf ist etwas kurz ausgefallen.

Sonntag – RACE DAY:

04:00 Uhr – der Wecker geht ab. Meine Nase rinnt wie ein Wasserfall und der Husten hat sich auch kurz bemerkbar gemacht, aber mit der Feststellung das es schon etwas lockerer und leichter war.

04:15 Uhr – Körperpflege und danach Frühstück mit meinem Bruder. Es gab Heidensterz (Der beste Heidensterz Ever – natürlich von meiner Mutter) und Kaffee. Das gibt Kraft.

04:30 Uhr – Die goldene Regel des Tages (was das wohl sein mag, kann sich jeder selbst denken J).

04:45 Uhr – Vorbereiten der Getränke für den Wettkampf.

05:00 Uhr – Abfahrt.

Die letzten Vorbereitungen in der Wechselzone vergingen in Windeseile und kaum im Strandbad angekommen, stieg auch schon wieder der Adrenalinspiegel. Plötzlich hatte ich wieder das Gefühl von 2011 mit dem Gedanken einen guten Wettkampf abzuliefern, aber mit Bedacht Notfalls der Gesundheit zu Liebe aufzuhören. Die Spannung steigt, ab in den Neoprenanzug und aufwärmen. 06:45 – mein Bruder ist gestartet, ich hoffe seine Verletzung am Fuß macht alles mit, sodass er finishen kann. Nun geht es los, ab in die Startzone. Das Gedränge war trotz der zweiten Startwelle so groß, das ich mir wie eine Sardine in einer Konserve vorgekommen bin - Mit natürlich auch den verschiedensten Gerüchen die unter anderem kaum definierbar waren. Aber das alles ist ab diesem Zeitpunkt egal. Der Kopf fokussiert sich einzig und allein nur noch auf eine Sache „THE RACE“. Die letzte Einstellung der Brille mit Blick auf die erste Boje. Der Countdown läuft 5, 4, 3, 2, 1… Der Startschuss, das Absperrband wird gehoben und im Umkreis von mir haben 2500 Athleten den selben Gedanken “Ich muss ins ZIEL!“

Während dem schwimmen ging es mir wirklich hervorragend. Mein Gedanke war nur, das ich nicht zu weit zur Boje gedrängt werde. Leicht, locker und geschmeidig schmiegte ich mich um die erste Boje, als plötzlich jemand auf die Idee kam, das er mir mit Brustbeinen das Leben versüßen muss. Erster Tritt – AUTSCH!!! Ich dachte nur, Okay das steckst du weg – schwimm weiter. Gesagt getan, nur ein kurzer Blick auf den Tacho – Erstaunend musste ich feststellen, dass ich gut unterwegs war – Also weiter so. Meine Züge waren optimal und in diesem Tempo konnte ich sogar einen 4er Zug machen um in eine bessere Gleitphase zu kommen. Zweite Boje vorbei und ab in den Lendkanal. Vorm Lendkanal angekommen sah ich, das mich nichts Gutes erwarten würde. Die Athleten formten sich wie ein Zopf Weintrauben und alle verfolgten noch immer dasselbe Ziel. Kurz vor der Lendbrücke konnte ich zu meiner Begeisterung den zweiten Tritt verspüren. Luft blieb wieder kurz weg. Das Epizentrum des Tritts lag im Bereich der Leber und formte sich Wellenförmig nach oben in Richtung Lunge. Täter: unbekannt. Besondere Merkmale des Täters: Goldene Badehaube mit der Aufschrift „15th. Ironman Austria“ und Schwimmbrille. Weiterschwimmend in Richtung Schwimmausstieg beim Seehotel mit neuer persönlicher Bestzeit, kam ich mir vor wie eine Sandfilteranlage eines Swimming Pools. Mit dem Mund voller Sand ging es auf die Radstrecke, wo ich mir bis Reifnitz den Sand aus dem Mund spülen musste. Da ich im Hintergedanken meine Bronchien ebenfalls berücksichtigen musste, durfte ich mich nicht übernehmen, sonst würde es mir wieder so wie beim Company Triathlon am Donnerstag ergehen. Es ging mir dennoch beim Radfahren sehr gut - perfektes Feeling, natürlich auch weil ich das wichtigste diesmal nicht vergessen habe - genügend Snickers. Denn ich denke mir immer:" Schnapp dir ein Snickers - Wenn´s mal wieder länger dauert!" Angekommen am Rupertiberg umgeben von Fans und Zuschauern, war ich dann auch froh, dass ich meine Freunde Werner und Walter gesichtet hatte. Ich fühlte mich wirklich TOP und war auch froh, das mir ein leckeres Salzstangerl als Radmenü gereicht wurde. Am Beginn der Abfahrt motivierte mich noch mein Freund Jörg. Voll geladen mit Adrenalin und Energie, konnte ich meine Reise in Richtung Ziel fortsetzen. Unterwegs waren wir wirklich eine super Truppe. Wir hatten zeitweise wenn´s langweilig wurde auch ein wenig Smalltalk. Angekommen am Turningpoint zur zweiten Runde, wurde mir klar, dass ich zeitmäßig gut unterwegs war und ich vielleicht wieder meine persönliche Bestzeit unterbieten konnte. Das schlimmste in der zweiten Runde war nicht der Gedanke noch 90 km zu fahren. Es war viel schlimmer der Anblick, dass in Rosegg die Leute direkt neben der Straße ein kühles Blondes getrunken wurde und jetzt kommt mit Abstand die größte Folter - Es wurde gerade im Vorbeifahren, ein saftiges Stück Fleisch aufgelegt. Dieser Geruch, dieser Geruch war kaum auszuhalten, also gab es nur eines schnell weiter bevor ich es mir anders überlege. Die zweite Runde am Ruperti war hart, aber Walter war Gottseidank noch immer da und reichte mir wieder einmal ein leckeres Menü (halbes Salzstangerl), das ich dann noch mit einem geteilt habe. Denn wer mich kennt, weiß das ich eine sehr soziale Einstellung gegenüber meinen Mitstreitern habe. Ab diesem Zeitpunkt bekam ich wieder einen saftigen Energieschub der mich förmlich in die Wechselzone katapultierte. Abgestiegen vom Rad, rein in die Wechselzone. Ich schnappte mir mein Laufsackerl und hatte schnell gewechselt. Das Eincremen mit Sonnencreme viel aus, weil sie verloren ging. Ich hatte mich ohnehin schon auf der Radstrecke aufgebrannt, aber das spürt man in solchen Momenten nicht. Wer dies schon einmal gemacht hat, der weiß von was ich rede. Raus auf die Laufstrecke - ich erblickte meine größte Unterstützung und Mut Macherin - SANDRA - mein Spatzal. Daraufhin dachte ich mir, die Zeit für eine Umarmung und ein verschwitztes Bussal muss immer drin sein. Gesagt, getan - einer der schönsten Momente im Rennen die mir wieder Kraft gegeben haben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meinen runden Lauf und mein konstantes Tempo gefunden habe, aber dann ging es perfekt - ich fühlte mich wiederum hervorragend! Im Parkbad kam mir plötzlich eine Idee - Der ideale Platz zum Entspannen - NEIN SCHERZ - irgendwer im Parkbad musste doch eine Sonnencreme haben. Beim hineinlaufen, kam mit lauter Stimme der Ruf:" Hat irgendjemand für mich eine Sonnencreme - BITTE, BITTE?" Ich wurde bestens versorgt und konnte nach kurzer Stehzeit meinen Lauf fortsetzen. Nach der Wende in Krumpendorf kam ich zu einem Straßenfest (Veranstaltet durch meinen Arbeitskollegen Michi), wo ich mit voller Begeisterung eingeklatscht wurde. Meine Worte: "Ich komme wieder!" Nach einem erneuten Blick auf meinen Tacho konnte ich feststellen, dass es sich vielleicht noch unter 11 Stunden ausgehen würde - Wow, dachte ich mir. Also weiter so. Überall auf der Strecke wurde ich unterstützt, besonders beim Streckenabschnitt Lendkanal, wo ich zuerst meine Familie, Freunde und Verwandte antraf. Aber noch mehr Energie bekam ich wiederum, weil ich mein Spatzal wieder auf der Laufstrecke erblickte. Rein in die City - Glocke geläutet - eingeklatscht von unzähligen Fans, wurde ich letztendlich auch von meinem Vater und meinen Nichten unterstützt - DANKE. Nun wurde der Zeitabstand beim Timechecking im kürzer - immer wieder dieser verbissene Blick auf den Tacho. Wieder eingelaufen im Parkbad, traf ich wiederum sehr viele Arbeitskollegen, die mir die Unterstützung mit auf den Weg in die City gegeben haben. Ich musste wieder auf die Uhr schauen - aber jetzt GAS!!! Ab der City kam der Moment, wo ich wusste, dass es sich nicht mehr ausgeht. Nur noch 4 km mit Qual und Stönerei. Die Beine fühlten sich an wie angenähte Holzpfosten. Ich konnte die Finish Line schon förmlich riechen aber ich konnte wegen meiner Kurzatmigkeit nicht mehr beschleunigen, also dachte ich mir, ich gönne die letzten Kilometer meinen ersten Neffen der am 22. Juni zur Welt kam. Angetrieben mit letzter Energie, fühlte ich unter meinen Füßen den blauen Teppich und ein wunderschönes Gefühl mit Gänsehaut überkam mich. Ich erblickte all meine Fans, die auf mich schon hart warteten. Vor allem war es für mich das schönste, das ich mein Spatzal im Ziel antreffen konnte. Schon überwältigend, so ein Tag voller Emotionen. Diese Momente wären aber nie so schön, wenn ich nicht die Unterstützung von Familie, Freunden, Verwandten und natürlich auch den ganzen freiwilligen Helfern hätte.

Auf diesem Wege möchte ich abschließend nur noch sagen: „Danke an alle die in irgendeiner Art und Weise an mich gedacht, mich unterstützt und an mich geglaubt haben!!!"



Thomas Koitz

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